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Fortschritt braucht starke Zivilgesellschaft – und starke Zivilgesellschaft braucht Vernetzung und Transparenz

16.12.2022 16.12.2022 Dr. Anna-Maija Mertens Neues aus der ITZ Digitales Transparenz Zivilgesellschaft

Zivilgesellschaft strategisch zu vernetzen und zu stärken – das ist die Zielsetzung dieser Plattform. Die Zivilgesellschaft ist die treibende Kraft der gesellschaftlichen Entwicklung, mit Expertise in den vielen Zukunft- und Nachhaltigkeitsthemen. Zivilgesellschaft ist dabei auch oft der „Transmissionsriemen“ zwischen den Menschen und der Politik. Ob im Bereich Bildung, Sport, Entwicklung, Soziales, Umwelt, Menschenrechte oder globale Gerechtigkeit: Die Zivilgesellschaft treibt Entwicklungen voran, nimmt als Watch Dog die politischen Entscheidungen unter die Lupe und erarbeitet Lösungsvorschläge nah an den Problemen.

Die Stärke der Zivilgesellschaft ist daher entscheidend für die gesellschaftliche Weiterentwicklung und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Zu dieser Stärke zählt auch die organisatorische Widerstandsfähigkeit – die Nachhaltigkeit der Organisationsstrukturen, deren entscheidendes Element Transparenz ist. 

Durch die Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ) begleiten wir seit zwölf Jahren zivilgesellschaftliche Organisationen in Sachen Transparenz. Fragen wie „Wozu soll Transparenz gut sein?“, „Wie geht Transparenz?“ und „Welche Wirkung hat Transparenz?“ diskutieren wir intensiv mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Zivilgesellschaft und versuchen, gemeinsam gute und umsetzbare Lösungen zu erarbeiten.

Diese Diskussionen sind uns wichtig, denn Transparenz ist ein Mittel zum Zweck, kein Selbstzweck. Transparenz braucht immer eine Begründung, weil zu viel Transparenz schnell auch Intransparenz erzeugen kann: Wenn ohne Vorselektion alles stets veröffentlicht wird – das Wesentliche wie das Unwesentliche – ist es schwierig, das Wesentliche von dem Unwesentlichen zu unterscheiden.

Was sollte denn veröffentlicht werden? Bei unseren ITZ-Kriterien empfehlen wir, die wesentlichen Merkmale einer Organisation – u.a. wer entscheidet was, woher kommt das Geld der Organisation, wofür wird es ausgegeben und was ist der Satzungszweck – zu veröffentlichen. So ist von außen klar, mit welchem Thema sich die Organisation beschäftigt, wer Entscheidungen fällt und wer die Arbeit finanziert. Diese Informationen sind wichtig für die Außenwelt. Noch wichtiger ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Transparenz für die Organisation selbst. Denn es geht nicht nur um die Veröffentlichung von Informationen, vielmehr ist Transparenz ein strategisches Instrument der Organisationsentwicklung und ein elementarer Bestandteil der Organisationskultur. 

Transparenz muss nicht nur begründet werden, sie muss auch organisiert werden. Transparenz kann man u.a. dadurch generieren, dass z.B. bei wichtigen Entscheidungen eine weitere Kollegin mit einbezogen wird, dass Führungspersonen bisher „geschlossene“ Themen dem Team gegenüber öffnen, dass der Vorstand über bestimmte Sachverhalte unterrichtet wird oder dass bei bestimmten Themen oder Vorgängen eine Vereinsöffentlichkeit gegenüber allen Mitgliedern eines Vereins geschaffen wird. Transparenz ist also proportionierbar und kann je nach dem Kontext zur Stärkung der Verantwortlichkeit, zur Förderung der Integrität oder auch zur Unterstützung der Beteiligungsformate und zur Beteiligungsermutigung dienen – alles wichtige Bestandteile bei der Stärkung der inneren Widerstandskraft unserer Organisationen. Und eine Erkenntnis gilt für alle diese Bereiche gleichermaßen: Transparenz stärkt das Vertrauen.

Integrität und Transparenz sind Führungsaufgaben, die vorgelebt werden müssen; nur so kann eine echte Integritätskultur entstehen. Zu einer Integritätskultur gehört auch eine gute Fehlerkultur, in welcher die eigenen Misserfolge mutig thematisiert werden – und zwar von der Spitze der Organisation angefangen – damit diese als eine Chance für eine Weiterentwicklung verstanden und auch verwertet werden können. 

Unsere Zivilgesellschaft ist breit und vielfältig. Sie birgt enorm viel Potential. In Zeiten, in denen Kriege und Krisen zunehmen und wir alle aufgerufen sind, unsere Demokratien und unsere Rechtsstaatlichkeit zu verteidigen, wird Dialog und Zusammenarbeit immer wichtiger. Wir hoffen, mit dieser Plattform zur Bündelung der zivilgesellschaftlichen Kräfte beizutragen – dass wir uns gegenseitig unterstützen und inspirieren, uns gegenseitig Chancen und Gelegenheiten aufzeigen, auch die Misserfolge im Sinne einer guten Fehlerkultur teilen, Kompetenzen und Erfahrungen gegenseitig zur Verfügung stellen und gemeinsame Aktionen starten. 

Als die „Koalition gegen Korruption“ glauben wir als Transparency Deutschland an die Macht der Allianzen, die nicht nur unsere Schultern verbreitern, sondern auch unsere Fähigkeiten, Ideen und Erfahrungen breiter werden zu lassen. Lassen Sie uns unseren Sektor und unsere jeweiligen Organisationen gegenseitig stärken, verteidigen und widerstandsfähiger machen – unser Auftrag und unsere gesellschaftliche Verantwortung ist heute wichtiger denn je!

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